Wie «Homophobie» etwas Gutes sein kann


  Der kürzlich von mir auf Islam Press eingestellte Beitrag Warum der Islam nie modern sein kann fand neben mehrheitlicher Zustimmung auch eine freundliche KritikSo bringt Big Berta – as-salamu alaikum, Dr. Maryam – unter dem Titel  "islamische Homophobie als Dauerbrenner" die Passage eines Textes von Georg Klauda in Stellung, von dem sie glaubt, er formuliere eine «Gegenposition» zu meinem Islam Press-Beitrag.
DIE VERMEINTLICHE «GEGENPOSITION»
«Islamische Staaten geraten durch die Verfolgung Homosexueller immer wieder in den Blickpunkt der westlichen Medien, die solche Vorfälle gern als Zeichen kultureller Rückständigkeit interpretieren. Einige Bundesländer schlugen deshalb vor, Muslime im Einbürgerungsverfahren nach ihrer Einstellung zu Homosexuellen zu befragen. Zeigen sich deklassierte Halbstarke aus Migrantenfamilien aggressiv gegenüber Schwulen, werden reflexhaft religiöse Motive unterstellt.
Dabei beschworen Homosexuelle die Kultur des “Orient” noch zu Beginn des 20. Jahrhunderts als ein tolerantes Gegenbeispiel zu den Jahrhunderten religiöser und säkularer Verfolgung in Europa. Die klassische arabische Liebeslyrik z.B. ist voll von gleichgeschlechtlichen Motiven, die man in der Literatur des “aufgeklärten” Abendlands vergeblich sucht. Man mag kaum glauben, dass sich die Lebensweise in islamischen Gesellschaften in einer so kurzen Zeitspanne auf so einschneidende Weise geändert haben soll. Doch gerade diejenigen, die mit dem Finger auf die Homophobie der islamischen Welt zeigen, gehen jeder Erklärung dieses Wandels aus dem Weg.
Anhand zahlreicher historischer und aktueller Quellen belegt der Autor, dass die Schwulenverfolgung in Ländern wie Iran und Ägypten weniger das Relikt einer vormodernen Vergangenheit ist. Vielmehr handelt es sich um das Resultat einer gewaltsamen Angleichung an die Denkformen ihrer ehemaligen Kolonialherren, die Homosexuelle im Prozess der Modernisierung erstmals identifiziert, benannt und zum Objekt staatlichen Handelns gemacht haben. Homophobie ist eine Erfindung des christlichen Westens, die im Zuge der Globalisierung in die entlegensten Winkel dieser Welt exportiert wird.»
DIE WIRKLICHE GEGENPOSITION
Nach sorgfältiger Lektüre dieser dem im Männerschwarm-Verlag erschienenen Buch Die Vertreibung aus dem Serail: Europa und die Heteronormalisierung der islamischen Welt entnommenen Passagen kann ich indes nur sagen: So wenig man Äpfel mit Birnen vergleichen kann, so wenig stellt diese Textpassage von Georg Klauda zu meinem Text eine Gegenposition dar.
Denn daß orientalische Homosexuellenfeindlichkeit, die Klauda da mit einer, wie ich finde, gewissen Unredlichkeit (vgl. unten) unter den Begriff der «Homophobie» subsumiert, möglicherweise ein Produkt des Kolonialismus ist, steht zu meiner Position, daß nämlich der Islam wie alle abrahamitischen Religionen Homosexualität für eine Sünde, ein schlimmes Vergehen gegen die göttliche Ordung hält und ganz klar verbietet, in gar keinem Widerspruch.
War gesagt worden, daß Homosexualität im Islam verboten ist, dann müßte die reklamierte Gegenposition lauten, daß es nicht wahr ist, daß Homosexualität im Islam verboten ist. Das wäre die wirkliche Gegenposition. Die aber ist unhaltbar weil sachlich falsch. Wer das bezweifelt, kann im folgenden Klarheit finden:
HOMOSEXUALITÄT WIRD VON DEN ABRAHAMITISCHEN RELIGIONEN ALS EIN GREUEL BETRACHTET
Wie in Nuh Ha Mim Kellers «Reliance of the Traveller. A Classic Manual of Islamic Sacred Law» (p. 664) nachzulesen ist , «erzählt uns Allah subhanahu wa taala an mehr als einer Stelle im Heiligen Koran die Geschichte der Leute Lots und wie Er sie wegen ihrer verderbten Praxis vernichtet hat. Es besteht Übereinstimmung unter Muslimen und den Gläubigen in allen anderen Religionen, daß Homosexualität (sodomy) eine Ungeheuerlichkeit (enormity) ist und sogar abscheulicher und schmutziger als der Ehebruch.» Im heiligen Koran heißt es zum Beispiel: «Wie könnt ihr denn zu den Männern unter den Weltbewohnern gehen und vernachlässigen, was euch euer Herr an Gattinnnen geschaffen hat! Doch ihr seid Leute, die Übertretungen begehen.» (26:165 f.) Und der Prophet, der Friede sei auf ihm, hat gesagt: «Tötet den, der eine homosexuelle Handlung ausübt, und den, der sie an sich geschehen läßt!» und «Möge Allah den bestrafen, der tut, was Lots Volk tat!»
Entsprechendes findet sich auch im Alten Testament, beispielsweise bei Moses, der Friede sei auf ihm, wo es heißt: «Wenn jemand bei einem Manne liegt wie bei einer Frau, so haben sie getan, was ein Greuel ist, und sollen beide des Todes sterben. Blutschuld lastet auf ihnen.» (3. Buch Mose, 20, 13)
KEIN RECHT OHNE BARMHERZIGKEIT
Man könnte einwenden, das Alte Testament sei ja nicht das Neue Testament, und Jesus – der Friede sei auf ihm – vertrete die Liebe und die Vergebung der Sünden, wie auch Sayyidina Muhammad, der Prophet der Barmherzigkeit – Segen und Frieden sende Allah auf ihn und seine Leute – immer wieder unter Tränen bei Allah um Vergebung für seine Gemeinde gebetet und deutlich gezeigt hat, daß ihm die Vergebung der Sünden das Wichtigste ist.
Grundsätzlich gilt, daß es ohne Barmherzigkeit keine Gerechtigkeit und kein Recht geben kann. Sehr beeindruckend finde ich, wie unser Prophet, der Friede sei auf ihm, eine Ehebrecherin, die bereut hat und durch Steinigung hat bestraft werden wollen, wie er die vertröstet und vertröstet – erst müsse sie das Kind zur Welt bringen, dann dem Kind eine Mustter sein usw. – und schließlich dazu bringt, zu akzeptieren, daß ihre Sünde schon längst verziehen worden ist.
WIE SOLLTE VERZIEHEN WERDEN KÖNNEN, WAS NICHT EINMAL BEREUT WIRD?
Die sogenannten Had-Strafen wie die Steinigung führen unter Europäern stereotyp zur Ablehnung der gesamten Scharia, ohne daß ihnen klar geworden wäre, daß es eine wichtige Aufgabe dieser Gesetzgebung ist, den öffentlichen Raum vor solchen Verstößen zu schützen. So hat es in den vielen Jahren des Bestehens des Osmanischen Reiches bei seiner riesigen Ausdehnung insgesamt nur eine wundersam geringe Handvoll solcher Steinigungs-Urteile wegen Ehebruchs gegeben. Abgesehen davon, daß der Nachweis des Ehebruchs – da müßten schon viere unter die Decke gegriffen haben – so gut wie nicht zu führen ist, zeigt sich hier einmal mehr, daß die Hauptaufgabe dieser Gesetzgebung ist, durch drakonische Strafandrohung den öffentlichen Raum zu schützen. Was hinter den Mauern im Privaten bleibt, scheint dem Zugriff des Rechts mehr oder weniger entzogen. Es stellt sich dann nur noch die Frage des Moralischen.
Wie für alles, was als Verstoß gegen die Moral betrachtet werden kann, so gilt auch für so verstandene Homosexualität, daß das, was als Verstoß gegen die himmlische Ordnung gesehen wird, schon aus logischen Gründen allerdings gar nicht verziehen werden kann, wenn es nicht bereut, ja gar nicht als Sünde eingesehen, sondern im Gegenteil als erstrebenswerter Lebensstil gar propagiert, für ihn öffentlich geworben wird. Und das ist ein wichtiger Punkt.
GAY-MOSLEMS?
In seinem DML Rundbrief für Mitglieder und Freunde der Deutschen Muslim-Liga e.V., Hamburg, Nummer 02/98 wirf Scheich Abdullah Borek einen bestechend klaren Blick auf das Problem:
«Da hing doch kürzlich am Schwarzen Brett des Schwulenreferats der ASTA der Universität Hamburg ein Aushang, der über eine private Initiative die Gründung einer Gruppe “Moslems & Schwul” beziehungsweise “Gay-Moslems” vorschlug. Wenn das so weitergeht, dann können wir damit rechnen, daß demnächst ein Stammtisch für Muslime eingerichtet wird, wo man sich regelmäßig zum Verzehr von Schweinshaxen und Bier trifft!
Spaß beiseite, die Position des Islam wie auch der beiden anderen abrahamitischen Religionen zur Homosexualität ist klar: Sie widerspricht deren Moralvorstellungen. Die islamische Haltung ist aber im Gegensatz zur Praxis von Juden und Christen konsequent; es wird also niemals zu homosexuellen “Trauungen” kommen. Wenn wir die Gebote und Verbote GOTTES ernst nehmen wollen, können wir Muslime in unserer konsequenten Haltung keine Konzessionen machen. Hinweise auf sogenannte Menschenrechte (in diesem spezifischen Zusammenhang) gehen ins Leere. Wir wissen, daß Homosexuelle im Dritten Reich verfolgt wurden, aber das darf uns nicht zu geheucheltem “Wohlverhalten” verführen, nur um uns nicht einer Medienschelte oder gar Bezichtigungen der “Unmenschlichkeit” auszusetzen.
Schweigen sollten wir Muslime auf keinen Fall. Da die Position des Islam zur Homosexualität aufgrund koranischer Aussagen völlig klar ist, besteht keinerlei Anlaß dazu. Wer eine abweichende Auffassung propagiert, stellt klare koranische Aussagen infrage. Da der Koran GOTTES Offenbarung ist, kommt dies der Leugnung eines tragenden Elementes des islamischen Glaubens gleich und ist somit kufr, das heißt Unglaube.
Der Mensch ist von Natur aus heterosexuell, und eine andere geschlechtliche Orientierung stellt eine Abweichung von der Norm dar. Die Ehe gilt im Islam zwar nicht als “Sakrament”, aber als einzig legitimer Ort für die Entfaltung der Geschlechtlichkeit, zumal die Geschlechtlichkeit oder der Geschlechtstrieb auf die Erzielung von Nachkommenschaft und auf die Beherrschung dieses Triebes durch Lusterfüllung abgestellt ist. Wie auch in anderen Bereichen lehnt der Islam die Vergötterung des sich auf Kosten der Gemeinschaft grenzenlos selbstverwirklichenden Individuums ab. Alle Handlungen und Verhaltensweisen, die die Gemeinschaft direkt oder indirekt betreffen, sind nun mal keine Privatangelegenheit, sondern sind Sache der Gesellschaft und verlangen einen gewissen Konformismus, damit die Gesellschaft funktionieren kann. Letztlich ist auch das menschliche Individuum ein “Gesellschaftstier” und kann nicht allein und für sich existieren.
Ein “coming out” von Homosexuellen ist für eine islamische Gesellschaft nicht tragbar. Zwar ist nicht zu leugnen, daß es homosexuell veranlagte Menschen gibt, aber es geht eben darum, wie man damit umgeht. Schließlich zwingt niemand die Menschen ihre Homosexualitaet an die grosse Glocke zu hängen und damit auf die Straße zu gehen. Die immer wieder öffentlich auftretenden “Repräsentanten” der Homosexuellen polarisieren dieses gesellschaftliche Problem, indem sie für ihren “Lebensstil” einen normativen Charakter in Anspruch nehmen und dafür Rechte mit Verfassungsrang einfordern. Es kommt ihnen dabei nicht in den Sinn, daß sie damit die Toleranzfähigkeit der Gesellschaft überfordern.»
Und dies ist genau der Punkt. Daß eine Minderheit etwas nicht bloß praktiziert, das von großen Teilen der Gesellschaft als sündhaft oder der menschlichen Natur zuwiderlaufend abgelehnt wird, sondern damit sogar noch an die Öffentlichkeit geht und verlangt, daß es allgemein für gut gehalten wird, das geht ein gutes Stück zu weit. Denen, die so etwas als Verletzung ihres Schamgefühls erleben, wird noch eingeredet, sie seien nicht normal oder tolerant.
«HOMOPHOBIE», EIN SCHWUCHTELIGER WERBETRICK
Hatte schon bigberta ihren Autor Georg Klauda mit dem «Finger auf die Homophobie der islamischen Welt zeigen» lassen (siehe oben), so scheint dieses neue Wort so etwas wie ein Eckstein und Angelpunkt aktueller Propaganda der Interessensvertretungen Homosexueller zu sein. Dies zeigt sich auch daran, daß der Lesben- und Schwulenverband Berlin-Brandenburg (LSVD) e.V für den „Tag der Offenen Moschee“ am 3. Oktober Lesben und Schwule dazu aufruft, «gemeinsam in die Berliner Sehitlik-Moschee zu gehen und dort den Dialog zum Thema Homophobie zu suchen.» Ziel sei es, mit Vertretern von DITIB, der Türkisch-Islamischen Union der Anstalt für Religion, darüber ins Gespräch zu kommen, «wie man in Zukunft gemeinsam gegen Homophobie vorgehen» könne.
«Homophobie», so die berechtigte Frage, was ist denn das? – Bedeuten das griechische «homoios» so viel wie «gleich», «gleichartig», «ähnlich» und «phobos» u. a. «Flucht», «Furcht», «Schrecken», so bedeutet «Homophobie» Furcht vor dem Gleichen. Aber, so frage ich, wo gibt es einen Menschen auf der Welt, der Angst vor dem Gleichen, der Gleichung «1+2=3» beispielsweise hat? – Wer sollte vor so etwas wie einer Gleichung oder Gleichem Angst haben oder vor so etwas wie der binomischen Formel auf der Flucht sein? Der Punkt ist, diese Leute wollen, daß man mit diesem Wort nicht das meint, was es seinem sprachlichen Eigensinn nach bedeutet, sondern etwas anderes: «Homo…» soll nämlich wohl als Abkürzung für «Homosexualität» genommen und, mit «…phobie» zu «Homophobie» verbunden, «Furcht vor Homosexualität» bedeuten.
WIE «HOMOPHOBIE» ETWAS GUTES SEIN KANN
Jetzt ruft der Landesverband also die Schwulen auf, in die DITB Mosche zu gehen, um dort den Dialog zum Thema «Furcht vor Homosexualität» zu suchen und mit Muslimen darüber ins Gespräch zu kommen, wie man in Zukunft gemeinsam dagegen vorgehen könne.
Ich halte diesen Aufruf gleich in mehrfacher Hinsicht für infam. Denn zum einen setzen sie voraus, daß die Ablehnung des Schwulen oder ihre Verfolgung an sich selbst nurmehr Ausdruck einer Furcht vor dem Gleichgeschlechtlichen sei, die es («gemeinsam») zu überwinden gelte. Dabei wird stillschweigend vorausgesetzt, daß man Homosexualität nicht ablehnen könnte, ohne sie zu fürchten. Das ist ja gar nicht wahr, sondern ein Trick.
Zum anderen sollte man einmal klar sehen, daß die Furcht davor, in die Gefahr zu geraten, gegen das Göttliche Gesetz zu verstoßen, überhaupt nichts Schlechtes, sondern etwas Gutes ist.
Dabei gehen sie in dreistester Form darüber hinweg, daß diese verharmlosend «Gleichheit» genannte gleichgeschlechtliche Sexualpraktik vor Gott und in der Moral der Menschen im Abend- und im Morgenland ein Greuel ist, wie Sayyidina Moses – der Friede auf ihm – sich ausgedrückt hatte. Es ist ein unverschämter Trick, die auf Göttlichem Gesetz und guter Sitte und Anstand beruhende und vollkommen berechtigte Ablehnung des als sündhaft Empfundenen nun selbst als etwas erscheinen zu lassen, das nicht in Ordnung, krankhaft ist und nur als ein Ausdruck von Feigheit oder Furcht gesehen werden kann, die es zu überwinden gelte.
Homosexualität kann als eine Art Vergötterung des Eigenen, des Egos, des nafs, der Triebseele betrachtet werden, die als Verteter Shaitâns im Menschen gilt. Und der Prophet – der Friede sei auf ihm – hat immer gebetet, daß Allah ihn nicht in der Hand seines Egos lassen möchte. Daß man vor Verbotenem zurückscheut und den Gefahren ausweicht, ist nur richtig und natürlich. So gesehen wäre «Homophobie» gerade etwa Richtiges und Wichtiges. In einer Variante könnte und wird wohl auch gemeint sein, man lehne Homosexualität deshalb heftig ab, weil man Angst hätte, seiner eigenen entsprechenden Neigungen gewahr zu werden bzw. sie auszuleben. Und auch diese Angst könnte also völlig berechtigt sein. Auch so verstanden wäre es nur gut, ihr zu folgen.
Und es kann gut sein, daß der Hodscha der DITIB-Moschee in Berlin seinen Besuchern, die mit ihm am 3. Oktober darüber diskutieren wollen, wie man «gemeinsam gegen Homophobie» angehe, definitiv erklären wird: «Bismillâhi r-rahmâni r-rahîm: Wie soll ich mit Ihnen gegen etwas angehen können wollen, das Muslime als richtig und fruchtbar ansehen müssen, sich von jenem, was sie als gravierenden Verstoß gegen die Göttliche Ordnung ansehen, nämlich in Furcht fernzuhalten.»
NÄHERN WIR UNS DEM ZUSTANDE DES VOLKES VON LOT?
Homosexualität kann mit Bezug auf die genannten Stellen von Christen und Muslimen zu Recht als eine schwere Sünde betrachtet und subjektiv auch als Verstoß gegen die göttliche Ordnung empfunden werden, der das persönliche Schamgefühl massiv verletzt. Daran ändert es auch nichts, daß manche dafür Verständnis zeigen. Und manche mögen glauben, es sei alles irgendwie erlaubt. Das ist der Wahn der Moderne, zu glauben, alles sei erlaubt. Hier kann nur gesagt werden: Es gibt Dinge, die verboten sind.
Das göttliche Gesetz, die Sharia, erklärt es zum Verbrechen. Wir sind nicht aufgerufen, darüber zu diskutieren, welche Meinung wir dazu hätten und ob Leute, die so etwas tun, einfach nur krank sind – hier gelte die kantische Einsicht, daß wir immerhin das können müssen (“du kannst, weil du sollst!“), was wir sollen – oder nicht, sondern nur, ob wir bereit sind, das Gesetz zu respektieren oder nicht. Es ist nicht der Fall, was einige, die für alles Verständnis haben, uns glauben machen wollen, daß nämlich alles erlaubt sei. Nein.
Homosexualität könnte, einmal näher besehen, als eine im Namen exzeßhafter Übersteigerung des Egos geschehende Art selbstvergötternden Entleerung seiner selbst von allem Guten betrachtet werden, das unser Schöpfer in uns gelegt hat, und als ein permanent geschehender und zunehmend selbstbewußter auftrumpfender Verstoß gegen heiliges Recht, der diesem Recht gemäß eines Tages auch bestraft werden könnte. Daß unsere neue Gesetzgebung das anders sieht, könnte man für einen Skandal, eine riesengroße Dummheit und ein Zeichen dafür halten, daß die menschliche Gesellschaft sich ihrem Ende nähert wie einst das Volk von Lot.
Es kann doch nicht wahr sein, daß sich eine Mehrheit von einer Minderheit, die sie als verdreht und gegen Grundregeln des Zusammenlebens verstoßend betrachtet, einreden läßt, das von ihr als Übel Empfundene wäre etwas Gutes und man hätte zumindest die Vepflichtung, das als Verstoß gegen die guten Sitten Angesehene zu tolerieren. Wenn so etwas im stillen Kämmerlein geschieht, sollte das eine Sache für sich sein. Und es mag in gewissen Grenzen jeder machen können, was er will. Wir sind nicht Richter und nicht Kläger. Wenn man uns aber zwingen will, etwas, das wir als abstoßend und ekelhaft und als ein Sakrileg empfinden, als supertoll zu preisen, ist das Maß bei weitem wirklich überschritten.
ISLAM IST NICHT MODERN, PROGRESSIV, LINKS, GRÜN, ROT ODER ROSA
Wir sollten uns, liebe Big Berta, davor hüten, es zu unserem Lebensstil zu machen, alles und jedes vor allem deshalb zu tolerieren oder gar zu fördern, weil es gegen den Mainstream und rechte Anfeindung des Islam und der Muslime gerichtet ist. Ein solches Freund-Feind-Denken – es ist ja nicht wahr, daß der Feind meines Feindes unbedingt mein Freund sein muß – würde der Vielfalt und Differenziertheit des wirklichen Geschehens nicht gerecht.
So verführerisch es für einen mainstreamkritisch eingestellten Muslim wäre, sich mit jedem `modern´ oder `progressiv´ oder `links´ oder `grün´ oder `rot´ oder `rosa´ auftretenden Anti-Mainstreamler zu verbrüdern und sich den Islam eben als modern oder progressiv und links und grün und rot und rosa vorzustellen oder zu wünschen, so wichtig ist es, sich klarzumachen, daß das nicht gutgehen kann. Aber nicht weil der Islam unmodern oder unprogressiv usw. wäre, sondern weil er, wie schon an anderer Stelle ausgeführt, als höchst ehrenwertes Geschenk des Herrn der Universen diesem Schema nicht unterworfen ist.
Im übrigen scheint der Anti-Mainstream in der akuten Gefahr zu schweben, eine neue Art von Mainstream niederer Ordnung auszubilden, der auf seine Art ebenso rechthaberisch auftritt wie der erste.
Wir sollten uns bescheiden. Was wissen wir denn wirklich vom Lauf der Welt! Was wissen wir denn von seinen und unseren Zwecken! Wir Muslime sind aufgerufen, zu hören und zu gehorchen, weil wir Diener unseres Herrn sind. Jeder Tag ist neu. Allah macht keine Photokopien. Es kann noch Überraschungen geben. Statt sich mit Begeisterung in den Tagesstreit der Meinungen und Aktionen zu stürzen, wäre es sicher besser, sich die letzten zehn Tage des Ramadan ins Ittikaf – eine Art Klausur – zurückzuziehen und den spirituellen Fortschritt zu suchen. Wenn uns klar wird, daß wir nur für kurze Zeit auf diesem Planeten sind, werden wir bereit sein, uns um wichtigeres als irgendwelche Schwulenaktionen zu bekümmern. Alle Propheten haben die Welt verachtet und in ihrem Herzen nur Platz für den Herrn der Welten gehabt. Und der spricht zu uns: «O Mein Diener, Ich habe die Welt für dich gemacht, daß sie dich erquickt und dir dient, dich aber habe ich für Mich gemacht!»
Vgl.:
Warum der Islam nie modern sein kann
islamische Homophobie als Dauerbrenner
 
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