Gehört es zur Logik der Widerlegung von Falschem, dieses im Wortlaut zu wiederholen, bevor es widerlegt werden kann, empfiehlt es sich im Falle der Beleidigung, auf eine Gegenrede zu verzichten, wenn anders die Schmähung durch ihre Wiederholung nicht noch aufgewertet werden soll. Indem Herr Broder seine unverschämten Beleidigungen Augsteins in vorgeblicher Entschuldigung nun alle wiederholt, segelt er genüßlich im Winde jenes logischen Prinzips und zeigt uns virtuos, wie ein Haßprediger noch im Fallen Gift versprüht.
Daß ihm “Die Welt" die Plattform bietet, den Schlammbewurf in der Deckung vorgespielter Reue nun nur um so dreister fortzusetzen, wirft ein bezeichnendes Licht auf die Einstellung der Macher jenes Blattes, von denen niemand sagen kann, er habe nicht gewußt, was da geschieht. Denn wie jeder, der jemand anderen täuschen will oder sich nur selbst täuscht, sich einem inneren Gesetze des Sprachgebrauchs gemäß dabei verraten muß, wenn er nur spricht oder schreibt, so auch im Falle Broder:
Der Erwähnung, einmal geschrieben zu haben, daß Jakob Augstein nur “dank der Gnade der späten Geburt um die Gelegenheit gekommen” sei, “im Reichssicherheits-Hauptamt Karriere zu machen”, folgt im Vorspann des “Welt”-Artikels der Satz: “Dafür entschuldige ich mich." Was dann kommt, sind aber gar keine Entschuldigungen, sondern halbseidene Bekräftigungen seiner ursprünglichen Sicht. Schlimmer noch, wirft er den Leuten, die Augstein ihm gegenüber verteidigt haben, implizite vor, sie seien alle Antisemiten, eine Haltung, die “in der Mitte der Gesellschaft” angekommen wäre.
In einem Interview der “Stuttgarter Zeitung” habe er, so Broder, gesagt, Augstein bereite “propagandistisch die nächste Endlösung der Judenfrage vor – diesmal in Palästina”. Diesen Satz hätten ihm einige Kollegen und Leser übelgenommen. Das aber sei – und nun folgt eine krasse Unverschämtheit – “in der Tat erklärungs-bedürftig”. In Wahrheit geht Broder also davon aus, daß es in der Sache keinen Grund gibt, sich für irgendwas zu entschuldigen, da diese Wahrheit doch nur besser hätte erklärt werden müssen.
Wenn er schließlich darauf verweist, daß er wie andere auch ja nur etwas übertrieben habe und er hier “in eine Falle getappt” sei, so erscheint der maßlose Verleumderer Broder einmal mehr als Unschuldslamm, denn das Tappen in eine Falle geschieht ja nur par mallheur eben ganz unbeabsichtigt und ist nicht zurechenbar. Deshalb setzt er seiner Frechheit auch gleichsam die Krone auf, wenn er den Artikel damit beendet, daß er mit Blick auf das Tappen in eine Falle sagt: “Dafür entschuldige ich mich. Und nur dafür.”
Mit diesem Schlußsatz – “Und nur dafür.” – enttäuscht Broder nicht bloß jene mit dem Vorspann geweckte Erwartung auf eine wirkliche Entschuldigung, er verfestigt mit ihm auch jenen Broder, der in exzeßhafter Weise alle die mit Schlamm bewirft, die nicht seiner Gleichsetzung des Staates Israel mit dem Judentum überhaupt folgen.
Tatsächlich sind im Namen des Staates Israel eine Unzahl übelster Verbrechen geschehen, für die alle wahrhaftigen Juden sich schämen müssen und auch wirklich schämen, wie die heftigste Kritik gegen menschenverachtende Politik Israels immer wieder von aufrechten Juden vorgebracht wird. Broder hat mit seinem Welt-Artikel nur einmal mehr gezeigt, daß er kein aufrechter Jude ist, sondern ein übler Bursche, der sein Lebensblut aus der Verleumdung anderer saugt und sich dabei einredet, es diene höheren Zwecken.
Indem er nicht wahrhaben will, daß es möglich ist, Israel für seine Verbrechen zu rügen, ohne deshalb Antisemit zu sein, beleidigt Broder einmal mehr nicht nur den Herrn Augstein und uns alle, sondern wie zuvor schon sein Gesinnungskumpane Rabbi Cooper auch unseren Verstand.
Die einzig richtige Art, Broder zu behandeln, ist, ihn gar nicht wahrzunehmen. Dem zuwidergehandelt zu haben, war ein Fehler der Redaktion der “Welt" und ebenso – mea culpa – dieser Kurzkritik hier. Allein diese Figur eines Verleumderers indes, der unter dem Titel des Bereuens nur um so wilder um sich schlägt, übte wohl einen besonderen Reiz aus, dabei handelt es sich – die Muslime kennen ihn als solchen gut – doch nur um einen dämlich-eitlen Haßprediger, der, einmal entlarvt, noch im Fallen, wie schon gesagt, sein Gift versprüht.
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