Paul Craig Roberts (1)
Als der ehemalige leitende Angestellte von Goldman Sachs, der jetzt die Europäische Zentralbank (EZB) leitet, bekanntgab, er würde 720 Milliarden Euros im Jahr drucken, um mit diesen faule Kredite von den politisch vernetzten großen Banken zu kaufen, sank der Euro, und der Aktienmarkt und der Schweizer Franken schossen in die Höhe. Wie in den Vereinigten Staaten von Amerika dient Qantitative Easing (QE – geldpolitische Maßnahme in Form von Anleihekäufen) dazu, die schon Reichen reicher zu machen. Einen anderen Zweck hat es nicht.
Die finanzstarken Finanzinstitutionen, die die problematischen Staatsschulden Griechenlands, Italiens, Portugals und Spaniens zu niedrigen Preisen zusammengekauft haben, werden jetzt die Staatsanleihen zu hohen Preisen der EZB verkaufen. Und obwohl die Arbeitslosigkeit im größten Teil Europas auf Depressionsniveau liegt und den Bürgern eine Sparpolitik auferlegt worden ist, stieg der Aktienmarkt in der Erwartung, dass ein guter Teil der 60 Milliarden Euro, die Monat für Monat erschaffen werden, ihren Weg in die Aktienmärkte finden werden. Liquidität heizt den Aktienmarkt an.
Wohin kann das Geld sonst noch gehen? Einiges wird in Schweizer Franken fließen und einiges in Gold, solange noch Gold zu bekommen ist, aber hauptsächlich betreibt die EZB die Gelddruckerei, um den Reichtum des Einen Prozents zu steigern, das die Aktien besitzt. Die Federal Reserve und die EZB haben den Westen in die Zeit zurückgeführt, als eine Handvoll von Aristokraten alles besessen hat.
Die Aktienmärkte sind Blasen, die von der Geldschaffung der Zentralbanken aufgeblasen werden. Nach den bisherigen Regeln der Vernunft gibt es keinen gesunden Grund, sich mit Aktien abzugeben, und gesunde Investoren haben ihre Finger davon gelassen.
Aber es gibt anderswo keine Verzinsung, und nachdem die Zentralbanken von den Reichen für die Reichen betrieben werden, hat gesundes Denken sich in den letzten sechs Jahren als Fehler erwiesen. Das zeigt, dass Korruption sich für eine unbestimmte Zeit gegen Grundwissen durchsetzen kann.
Wie ich in meinem Buch <The Failure of Laissez Faire Capitalism> aufzeigte, täuschte Goldmann Sachs zuerst die Kreditgeber, dass diese der griechischen Regierung zuviele Kredite gaben. Dann übernahmen ehemalige leitende Leute von Goldman Sachs die Finanzangelegenheiten Griechenlands und drückte der Bevölkerung Sparmaßnahmen aufs Auge, um Verluste für die ausländischen Kreditgeber zu vermeiden.
Das führte ein neues Prinzip in Europa ein, eines, das der IWF unbarmherzig gegen lateinamerikanische und Schuldner in der Dritten Welt angewendet hat. Das Prinzip lautet, dass wenn ausländische Kreditgeber den Fehler machen, Regierungen zu hohe Kredite zu geben und sie mit Schulden überladen, die Fehler der Banker dadurch korrigiert werden, dass die armen Bevölkerungen ausgeraubt werden. Pensionen, Soziale Dienste und öffentliche Bedienstete werden gekürzt, wertvolle Ressourcen werden an Ausländer um billiges Geld verramscht und die Regierung wird gezwungen, die Außenpolitik der Vereinigten Staaten von Amerika zu unterstützen. John Perkins Buch „Bekenntnisse eines Economic Hit Man“ beschreibt diesen Vorgang perfekt. Wenn Sie Perkins’ Buch nicht gelesen haben, dann haben Sie wenig Ahnung, wie korrupt und bösartig die Vereinigten Staaten von Amerika sind. In der Tat demonstriert Perkins, dass Überschuldung beabsichtigt ist, um ein Land für die Ausplünderung vorzubereiten.
Das ist es, was Goldman Sachs mit Griechenland gemacht hat, absichtlich oder unabsichtlich.
Die Griechen brauchten längere Zeit, um draufzukommen. Anscheinend 36,5 Prozent der Bevölkerung wurde aufgeweckt durch steigende Armut, Arbeitslosigkeit und Selbstmordquoten. Diese Zahl, etwas mehr als ein Drittel der abgegebenen Stimmen, reichte, um Syriza in der gerade beendeten griechischen Wahl an die Macht zu bringen, während die korrupte Partei der Neuen Demokratie hinausflog, die ständig die Menschen Griechenlands an die ausländischen Banken verkauft hat. Nichtsdestotrotz, wenn die Wahlberichte stimmen, wählten 27,7 Prozent der Griechen die Partei, die das griechische Volk den Banksters geopfert hat. Sogar in Griechenland, einem Land, das daran gewöhnt ist, dass die Menschen auf die Straße gehen, ist ein signifikanter Prozentsatz der Bevölkerung gehirngewaschen genug, um gegen die eigenen Interessen zu stimmen.
Kann Syriza etwas machen? Das wird abzuwarten sein, aber wahrscheinlich nicht. Hätte die Partei 55% oder 65% oder 75% der Stimmen bekommen, dann ja. Aber das Ausmaß von 36,5% der Stimmen zeigt kein geeintes Land, das sich seiner Misere und seiner Ausplünderung in den Händen reicher Banksters bewusst ist. Die Wahlen zeigen, dass ein signifikanter Anteil der griechischen Bevölkerung die Plünderung Griechenlands durch das Ausland unterstützt.
Mehr noch, Syriza steht gegen die Schwergewichte: die deutschen und niederländischen Banken, die Griechenlands Kredite halten, und die Regierungen, die hinter den Banken stehen, die Europäischen Union, die die Staatsschuldenkrise ausnützt, um die Souveränität der einzelnen Länder zu zerstören, aus denen die Europäische Union besteht, Washington, das die Macht der EU über die einzelnen Länder unterstützt, weil es leichter ist, eine Regierung unter Kontrolle zu haben, als ein paar Dutzend.
Die Medienhuren des Westens warnen bereits Syriza, nicht die Mitgliedschaft an der gemeinsamen Währung durch Abweichen von dem Sparprogramm zu gefährden, das den griechischen Bürgern vom Ausland unter der Beihilfe der Neuen Demokratie aufgezwungen worden ist.
Scheinbar gibt es keine formellen Möglichkeiten, aus der EU und dem Euro auszutreten, aber nichtsdestotrotz kann Griechenland damit gedroht werden, dass man es hinauswirft. Griechenland sollte froh sein, wenn es hinausgeworfen wird.
Aus der EU und dem Euro auszutreten ist das Beste, was Griechenland passieren kann. Ein Land, das keine eigene Währung besitzt, ist kein souveränes Land. Es ist ein Vasallenstaat einer anderen Macht. Ein Land ohne eigene Währung kann seine eigenen Bedürfnisse nicht finanzieren. Obwohl das Vereinigte Königreich ein Mitglied der EU ist, behielt es seine eigene Währung und untersteht nicht der Kontrolle der EZB. Ein Land ohne sein eigenes Geld ist machtlos. Es ist ein Nichts.
Hätten die Vereinigten Staaten von Amerika nicht ihren eigenen Dollar, dann hätten sie keinerlei Bedeutung in der Welt.
Die EU und der Euro waren Täuschung und Gaunerei. Länder verloren ihre Souveränität. So viel zu westlicher „Selbstbestimmung,“ „Freiheit,“ „Demokratie,“ alles Schlagworte ohne Inhalt. Im gesamten Westen gibt es nichts außer der Ausplünderung der Menschen durch das Eine Prozent, das die Regierungen kontrolliert.
In Amerika verlässt sich die Ausplünderung nicht auf Verschuldung, weil der US-Dollar die Reservewährung ist und die Vereinigten Staaten von Amerika all das Geld drucken können, das nötig ist, um die Rechnungen zu bezahlen und ihre Schulden zu tilgen. In Amerika erfolgte die Ausplünderung der Arbeit durch die Auslagerung von Arbeitsplätzen.
Amerikanische Unternehmen entdeckten, und falls nicht, wurden sie von Wall Street informiert, sie sollten ins Ausland verlagern oder würden übernommen werden, dass sie die Profite steigern konnten, indem sie ihre Produktion ins Ausland verlegten. Die niedrigeren Arbeitskosten führten zu höheren Profiten, höheren Aktienkursen, riesigen Bonuszahlungen für Manager auf der Grundlage von „Leistung,“ und Kapitalgewinne der Aktienbesitzer. Die Auslagerung ließ die Ungleichheit bei Einkommen und Besitz in den Vereinigten Staaten von Amerika stark ansteigen. Das Kapital hatte sein Ziel beim Ausplündern der Arbeit erreicht.
Die verdrängten gut bezahlten Arbeiter in der Produktion arbeiteten in Teilzeit in Mindestlohn-Jobs bei Walmart und Home Depot, falls sie überhaupt Ersatzjobs finden konnten.
Wirtschaftswissenschaftler, falls sie diese Bezeichnung verdienen, wie Michael Porter und Matthew Slaughter versprachen den Amerikanern, dass die fiktive „Neue Wirtschaft“ bessere, besser bezahlte und sauberere Jobs für Amerikaner hervorbringen würde als „dreckige Fingernägel“-Jobs, die unsere Unernehmen glücklicherweise ins Ausland verlagerten.
Wie ich schlüssig nachgewiesen habe, gibt es nach Jahren immer noch kein Anzeichen von diesen „Neue Wirtschaft”-Jobs. Dafür haben wir einen steilen Abfall bei der Erwerbsquote, weil die Arbeitslosen keine Jobs finden können. Die Ersatzjobs für die Arbeitsplätze in der Produktion sind in erster Linie Teilzeitjobs im Bereich inländische Dienstleistung. Menschen müssen 2 oder 3 dieser Jobs haben, um ihr Auskommen zu finden. Diese Teilzeitjobs beinhalten keine Leistungen im Bereich medizinische Versorgung oder Einzahlungen für die Pension.
Nachdem sich diese Tatsache, einst eine kontroversielle Glaubensfrage, als völlig wahr herausgestellt hat, behaupten dieselben gekauften und bezahlten Sprecher für den Raub der Arbeit und die Zerstörung der Gewerkschaften ohne einen Funken von Beweis, dass die ausgelagerten Jobs wieder zurückkommen.
Laut diesen Propagandisten haben wir jetzt, was als „Reshoring” (Gegenteil von Auslagern = offshoring) bezeichnet wird. Ein „Reshoring“-Propagandist behauptet, dass das Wachstum des „Reshoring“ über die letzten vier Jahre hinweg 1,775 Prozent beträgt, eine Zunahme um das 18-fache.
Es gibt nicht das leiseste Anzeichen für diese angeblichen „Reshoring”-Jobs in der monatlichen Arbeitsmarktstatistik.
Bei dem Reshoring geht es nur um Propaganda angesichts der verspäteten Erkenntnis, dass „Freihandels“-Abkommen und Auslagerung von Arbeitsplätzen der amerikanischen Wirtschaft oder Arbeiterschaft nichts genützt, sondern nur Vorteile für die Superreichen gebracht haben.
Wie Völker die ganze Geschichte hindurch werden auch die Amerikaner zu Leibeigenen und Sklaven gemacht, weil die Dummköpfe die Lügen glauben, die ihnen vorgesetzt werden. Sie sitzen vor Fox News, CNN und so weiter. Sie lesen die New York Times. Wenn Sie erfahren wollen, wie schlecht den Amerikanern von den so genannten Medien mitgespielt worden ist, dann lesen Sie Howard Zinns A People’s History of the United States und Oliver Stones und Peter Kuznicks The Untold History of the United States.
Die Medien helfen der Regierung und den privaten Interessen, die von ihrer Kontrolle der Regierung profitieren, die gehirngewaschene Öffentlichkeit zu kontrollieren. Wir müssen in Afghanistan einmarschieren, weil eine Gruppierung, die dort die politische Kontrolle des Landes ausübt, Osama bin Laden beschützt, den die Vereinigten Staaten von Amerika ohne jeden Beweis bezichtigen, die mächtigen Vereinigten Staaten von Amerika mit der Attacke vom 9/11 blamiert zu haben. Wir müssen den Irak überfallen, weil Saddam Hussein „Waffen der Massenvernichtung“ besitzt, ganz sicher, obwohl die Berichte der Waffeninspektoren das Gegenteil sagen. Wir müssen Ghaddafi stürzen aufgrund einer Liste von Lügen, die am besten vergessen werden. Wir müssen Assad stürzen, weil er chemische Waffen benützt hat, obwohl alle Beweise dagegen sprechen. Russland ist verantwortlich für die Probleme der Ukraine, nicht weil Russland die gewählte Regierung gestürzt hat, sondern weil Russland ein Abstimmungsergebnis von 97,6 der Bewohner der Krim akzeptiert hat, Russland wieder beitreten zu wollen, zu dem die Provinz hunderte Jahre gehört hat, ehe ein ukrainischer Sowjetführer, Chrustschow, die Krim an die Ukraine anschloss, welche damals gemeinsam mit Russland ein Teil der Sowjetunion war.
Krieg, Krieg, Krieg, das ist alles, was Washington will. Das bereichert den Militär-/Sicherheitskomplex, der den größten Teil des US-Brottosozialprodukts ausmacht und gemeinsam mit Wall Street und der Israel-Lobby die höchsten Beiträge zu den politischen Wahlkampagnen in den Vereinigten Staaten von Amerika liefert.
Jeder oder jede Organisation, die den Lügen die Wahrheit entgegenstellt, wird dämonisiert. Letzte Woche bezeichnete der neue Chef der Rundfunkbehörde der Vereinigten Staaten von Amerika Andrew Lack den Internetservice des russischen TV Russia Today als Äquivalent von Boko Haram und den terroristischen Gruppen des Islamischen Staates. Diese absurde Anschuldigung ist ein Vorspiel zur Schließung von RT in den Vereinigten Staaten von Amerika, gerade wie Washingtons Hampelregierung im Vereinigten Königreich das iranische Press TV abgedreht hat.
Anders gesagt, Anglo-Amerikaner dürfen keinen Zugang haben zu anderen Nachrichten als zu denen, die ihnen von „ihren“ Regierungen aufgetischt wird.
Das ist heute der Stand der „Freiheit” im Westen.
Aus dem Englichen: Klaus Madersbacher
erschienen am 25. Januar 2015 auf Paul Craig Roberts Website
Archiv > Artikel von Paul Craig Roberts auf antikrieg.com
Bücher von Paul Craig Roberts in deutscher Sprache:
Paul Craig Roberts - Amerikas Kriege(r)
Paul Craig Roberts: Wirtschaft am Abgrund
Die Weiterverbreitung der Texte auf dieser Website ist durchaus erwünscht. In diesem Fall bitte die Angabe der WebadresseU des Urhebers www.antikrieg.com nicht zu vergessen!]]>
0 Response